Beste Präsentation seit Intendantenwechsel
Dorotty Szalma und ihr Team machten alle Theaterfreunde neugierig auf die neue Saison. Zu Recht?

Die Intendantin Dorotty Szalma stellt den neuen Spielplan des TdA vor.©T.Pfundtner
Zum nunmehr dritten Mal präsentierten Intendantin Dorotty Szalma und ihr Team die neue Spielzeit am Theater der Altmark (TdA). Und, um es vorwegzunehmen: Es war die bisher beste Vorstellung der kommenden Premieren, der Wiederaufnahmen und von vielen anderen Veranstaltungen.

Patricia Hachtel und das Team präsentierten die neuen Stücke.©T.Pfundtner
Von Thomas Pfundtner
Stendal – Leider war nur knapp die Hälfte der Plätze im Großen Saal belegt (von Jahr zu Jahr werden es weniger). Aber die, die gekommen waren, erlebten einen tollen, knapp zweistündigen Präsentationsvormittag im Stendaler Theater der Altmark.
Was war anders?
Keine langen und ausschweifenden Grußworte von Politikern aus Stadt und Land.
Straffe und interessante Vorstellung der Premieren, die von Schauspielerin Patricia Hachtel, die auch gleichzeitig Oberspielleiterin am ehrwürdigen Haus ist, in etwas ausführlicheren Szenen vorgestellt wurden.
Es folgten der leitende Dramaturg und Stellvertreter der Intendantin Roman Kupisch. Er präsentierte die Wiederaufführungen und Gastspielveranstaltungen im Theater der Altmark. Claudia Tost, die im vergangenen Jahr in die Theaterpädagogik wechselte und Abteilungsleiter Robert Grzywotz stellten die unendlichen Möglichkeiten vor, die das Haus für Schauspielinteressierte bietet. Nicht zu vergessen das „FETZT!“ und das „FAUSTIVAL“, das in diesem Jahr unerwartete Erfolge verzeichnen konnte.
Diese Präsentation – eine gelungene Vorstellung

Die Präsentation wurde von Musik umrahmt.©T.Pfundtner



Nicht zu vergessen die Musik – einmal am Anfang und dann am Ende der Präsentation. Kommen wir zum Beginn: Der musikalische Leiter Niclas Ramdohr am Bass, die – leider – scheidende Schauspielerin Susan Ihlenfeld am „Trommel-Koffer“ und Pressesprecherin Julia Lehmann mit ihrer wahnsinnigen Jazz-Röhre stimmten das gespannte Publikum mit einer fetzig-romantischen Version von „What A Wonderful World“ (von Sam Cooke, veröffentlicht am 14. April 1960, ein jazziger Soul-Klassiker). Da schnippte so mancher Besucher mit den Fingern mit oder stampfte im Takt auf den Boden.
Und so lief der Vormittag ab: Nach der mit tosendem Applaus belohnten Ouvertüre, stürmte gemächlichen Schrittes Intendantin Dorotty Szalma die Bühne und führte die Gäste in die Theatersaison 2025/2026 ein. Im letzten Jahr der Trilogie „Perspektivwechsel“ steht das TdA in seinem 80. Stendaler Jahr unter dem Motto „Entschieden“.
Haus-Chefin Szalma begründete dies damit, dass wir alle unzählige Entscheidungen an einem Tag treffen und mit den Konsequenzen „leben, sie akzeptieren oder feiern“. Und sie fuhr fort: „Sich einer Entscheidung zu verweigern, ist ebenfalls eine Entscheidung. Sei es in der Gegenwart, der Vergangenheit oder Zukunft.“
Sicher, Entscheidungen führen unabänderlich auf einen Weg – sei es in eine neue Richtung oder die schon eingeschlagene…
Insgesamt 11 Premieren sowie das – noch geheime – Sommertheaterstück wurden vorgestellt. Lesen Sie dazu bitte den Extrakasten. Leider unterlief den Entscheidern hier ein kleiner Fehler: Der erste Spiel-Ausschnitt aus einem Stück, stammte aus „Das Produkt“ mit Fynn Zinapold. Es handelt von einem langsam durchdrehenden Filmregisseur, der eine weltberühmte Schauspielerin überzeugen möchte, die Hauptrolle zu übernehmen. Dabei steigert er sich immer mehr in ein Drehbuch, das vor Absurditäten nur so wimmelt und Szenarien aufbaut, die eher abschrecken, denn zu einer Oscar-Auszeichnung führen würden. Allerdings feierte diese Satire bereits am 19. April 2025 Premiere, gehört also zu den Wiederaufnahmen. In diesem Zusammenhang ist die Stendal-Premiere von „Das Wrack“ nicht ganz koscher. Die musikalische Komödie – geschrieben von Dorotty Szalma, die auch Regie führt, und Schauspielerin Kerstin Slawek – wurde bereits im Rahmen 20 Jahre Sommertheater am 14. Juni 2025 in Arendsee aufgeführt. In der „Hauptfiliale“ des TdA in der Karlstraße der Hansestadt wird es im Rahmen der dritten Silvestergala am Haus auf die Bühne gebracht. Im Gespräch mit den Besuchern der Präsentation war oft zu hören, dass eine weitere derartige Gala grundsätzlich begrüßt würde, aber ein besseres Catering wünschenswert wäre. Nicht zuletzt deshalb, da 100 Euro für Theater, Getränke und Büfett doch ein stolzer Preis seien.
Ohne finanzielle Mittel keine Kultur

Kurze Szenen aus den neuen Stücken als Appetithäppchen.©T.Pfundtner

Apropos „stolzer Preis“: Auf der Bühne kündigte Dorotty Szalma eine moderate Preissteigerung an: Dabei soll der Grundpreis um 2 Euro steigen, Kindertickets um 0,50 Euro und Premierentickets bekommen einen Aufschlag von 2 Euro. Allerdings, so berichtet die Volksstimme in ihrer Ausgabe vom 12. Mai, muss darüber noch der Stadtrat befinden. Auch ein Vorschlag von CDU/FDP/Landgemeinden, in dem eine Garderobengebühr vorgeschlagen wird, steht zur Disposition.
Achtung Meinung des Autors: Es ist ja allgemein bekannt, dass die AfD über Monate eine Attacke gegen das renommierte und mit Recht kritische Theater der Altmark geritten hat, um die Fördermittel zu verringern, vielleicht sogar ganz zu streichen. Zum Glück laufen die Verträge mit Stadt, Kreis und Land über mehrere Monate. Verwunderlich nur, dass die AfD dies nicht zu wissen schien, und wenn doch aber nicht thematisierte. Unter diesem Aspekt bleibt tatsächlich abzuwarten, ob die Preiserhöhungen verabschiedet werden. Hoffen wir, dass die Kultur nicht unterwandert wird von einer Partei, die zwar viel von Demokratie redet, diese aber — wie auch die EU — abschaffen will. Nicht zu vergessen, dass der Verfassungsschutz die Partei als gesichert rechtsextrem eingestuft hat.
Beliebte Ensemblemitglieder gehen – neue müssen sich strecken, um Lücken zu füllen

Verabschiedung von Paul Worms, Susan Ihlenfeld und Siri Wiedenbusch©T.Pfundtner

Ein großer Dank an die scheidenden Ensemblemitglieder.©T.Pfundtner
Zurück zur Präsentation.
Auf der Bühne gab es dann eine rührende Verabschiedung von Siri Wiedenbusch, Susan Ihlenfeld und Paul Worms, die in der kommenden Spielzeit nicht mehr zum Ensemble gehören werden. Das war gelungen und ging zu Herzen des Publikums, das ja auch viele Jahre ihr Publikum war.
Nicht verabschiedet wurden Bühnenbildnerin Gretl, deren Vertrag nicht verlängert wurde, Verwaltungsleiterin Candy Neumann, die auf eigenen Wunsch ging, ebenso wie ein Bühnenmaler, der dem Haus seit Studienzeiten verbunden war. Schade.
Mit kleinen Filmschnipseln wurden später die drei „Neuen“ am Haus vorgestellt. Marcel Kaiser, Tara Oestreich und Barbara Weiß. Leider beginnen ihre Verträge erst mit der neuen Spielzeit, sodass die Rollen, für die sie unter anderem vorgesehen sind, von den Abgehenden gespielt und gesprochen werden mussten. Seien wir gespannt und blicken optimistisch nach vorne, dass sie den großen Fußstapfen ihrer Vorgänger gewachsen sind. Bisher spricht nichts dagegen!
Wie im Flug vergingen die fast zwei Stunden, da es noch viele Höhepunkte gab.
Einer war der Auftritt von „Peter Schlager“, der für das Musiktheater „Disko“ (siehe Kasten), eine nostalgische Zeitreise und Musik in Dur und Moll verspricht.
Vergessen werden soll auch nicht der Schlusssong „I will Survive“ vom Trio Ihlenfeld, Lehmann und Ramdohr. Gänsehaut pur – davon würde das Publikum sicherlich künftig gern noch mehr sehen und hören.
Fazit: Wenn die Saison wirklich so wird, wie die Präsentationsverpackung es versprochen hat, dürften wieder mehr Theaterfreunde neugierig werden und Vorstellungen im traditionsreichen Theater der Altmark besuchen. Das Haus hat das auch verdient! In der ablaufenden Saison mangelte es ein wenig an prickelnder Leichtigkeit, denn auch Komödien können extrem kritisch und politisch sein. Damit will der Autor nichts gegen die Inszenierungen „Das große Heft“ oder „Dantons Tod“ der großartigen Regisseurin Johanna Schall sagen. Perfekte Schauspieler-Leistungen, beeindruckende Regie und sicher gut für’s Renommee. Nur leider kein Publikumserfolg… Und auch darauf kommt es am Theater doch an.
Am Ende der Präsentation berichtete Dorotty Szalma noch, dass etwas mehr als 197 Tage nötig seien, um „alles mitzuerleben, was das Theater der Altmark zu bieten hat. „Schade, dass ich nicht so viel Zeit habe…“

Premieren am Theater der Altmark in Stendal- die Spielstätte.©T.Pfundtner
Premieren der Spielzeit 2025/2026
• EINE MORDS-FREUNDIN
Komödie von Steven Moffat; übersetzt von Danijel Elburg
Premiere: 13.9.2025
• DIE KUH ROSMARIE
Puppenspiel von Andri Beyeler; ab 3 Jahren
Premiere: 20.9.2025
• AUS DEM NICHTS
Schauspiel nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin
Premiere: 27.9.2025
• EMILY WEINT DOCH NIE
Schauspiel von Marisa Wendt
Deutsche Erstaufführung
Premiere: 25.10.2025
• DER KLEINE PRINZ
Märchen nach dem Roman von Antoine de Saint-Exupéry
Premiere 8.11.2025
• GESCHENKT WIRD EINEM NICHTS
Weihnachtsmusical von Niclas Ramdohr und Sylvia Martin
Uraufführung
Premiere: 15.11.2025
• MEPHISTO – ROMAN EINER KARRIERE
Schauspiel von Thomas Jonigk
Premiere: 29.11.2025
• WRACK
Komödie mit Musik von Kerstin Slawek und Dorotty Szalma
Stendal-Premiere: 31.12.2025
• MUTTERSPRACHE MAMELOSCHN
Schauspiel von Sasha Marianna Salzmann
Premiere: 24.1.2026
• DISKO
Musiktheater
Uraufführung
Premiere: 7.3.2026
• JUGEND OHNE GOTT
Buch, Musik und Liedtexte von Paul Graham Brown; nach dem
Roman von Ödön von Horváth
Premiere: 22.5.2026
Hinterlasse einen Kommentar