Abschied von einer Theaterlegende
Goswin Moniac, langjähriger Intendant am TdA, verstarb mit 83 Jahren
„Abschied von einer Theaterlegende“ und „Trauer: Ehemaliger TdA-Intendant Moniac stirbt nach langer Krankheit“ unter diesen Titeln erschien eine Woche nach seinem Todestag am Freitag, dem 19. Januar 2024, der Nachruf auf den ehemaligen Intendanten des Theaters der Altmark Goswin Moniac in der Altmark Zeitung in der Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil für Stendal.
Goswin Moniac hält seine Rede als Ehrenmitglied des TdA.©T.Pfundtner
Stendal – Er wurde in Stendal zu einer Legende, die unvergessen bleibt. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er anlässlich der Eröffnungsgala des sanierten Theaters der Altmark – seiner langjährigen Wirkungsstätte als Intendant. Jetzt ist Goswin Moniac nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren verstorben. Damit verliert Stendal eine seiner großen Persönlichkeiten und die Theaterwelt trauert.
Geboren 1940 in Berlin, aufgewachsen in Danzig, später in Marburg, Hamburg und Münster lebend, wechselte Goswin Moniac 1991 nach erfolgreichem Schaffen als Intendant in Osnabrück ans TdA.
Zunächst als Oberspielleiter, ab 1993 als Intendant. Der ehemalige Oberbürgermeister von Stendal, Klaus Schmotz, erinnert sich: „Goswin Moniac hat das Theater auf die Zeit ausgerichtet und alte verkrustete Strukturen aufgebrochen.“ So wie heute war auch damals das Geld ziemlich knapp, doch das hat den 51-Jährigen nicht gestört. Im Gegenteil, mit bravourösen Inszenierungen zum Beispiel „Hamlet“ im Großen Haus oder „Faust“ in der Marienkirche überzeugte er die Stendaler und sie strömten in die Karlstraße.
Martina Schlegel, seit 1984 am Haus und langjährige Sekretärin von Moniac, erzählt: „Auch seine Märchen-Inszenierungen wie zum Bespiel „Dornröschen“ oder „Der gestiefelte Kater“, für die der vor Langem verstorbene Ausstatter Helmut Günther die Bühne gestaltete, begeisterten das Publikum.“
Goswin Moniac und Ingrid Birkholz-Moniac immer liebevoll miteinander – auch im TdA anlässlich der Theater-Gala.©T.Pfundtner
Ingrid Birkholz-Moniac und Goswin Moniac im TdA.©T.Pfundtner
Es war wohl Offenheit nach allen Seiten, dieses Denken ohne Grenzen, das die Arbeit von Goswin Moniac so einzigartig und erfolgreich machte: „Wer mit ihm sprach, wer ihm in die Augen sah, wurde gefangen von seiner Weisheit, dem spielerischen Trotz und der tiefen Sehnsucht nach der künstlerischen Wahrheit, die ihn umgaben. Jeder, der mit ihm Zeit verbringen durfte, kann sich glücklich schätzen“, würdigt die jetzige TdA-Intendantin Dorotty Szalma den Verstorbenen.
Das bestätigen auch viele ältere und ehemalige Mitarbeiter, die lange Jahre an seiner Seite verbrachten. Besonders zu erwähnen: Goswin Moniac trat jeder Person offen und vollkommen vorurteilsfrei entgegen: „Als er von Osnabrück nach Stendal kam, machte er keine Unterschiede zwischen Ost und West. Für ihn waren die Menschen, ihre Ansichten und ihre Leistungen entscheidend“, erzählt Professor Dr. Ulrich Nellessen, seit vielen Jahren Vorsitzender des Fördervereins des TdA und langjähriger Freund des ehemaligen Intendanten.
Es war aber noch viel mehr, was diesen ungewöhnlichen Menschen auszeichnete. Da gab es seine bedingungslose Liebe zu seiner Frau, der Schauspielerin Ingrid Birkholz-Moniac. Sie kannten einander schon viele Jahre, bevor sie dann eines Tages beschlossen, in Stendal zu heiraten. Es muss eine innige Verbundenheit, wie es sie nur selten gibt, gewesen sein: Wo immer das Ehepaar gemeinsam auftrat, strahlten ihre Augen vor Glück, wenn sie einander in die Augen blickten oder gemeinsam Arm in Arm an ihren Theaterplatz schritten.
Respekt verschaffte sich Goswin Moniac auch durch seine Ruhe und Ausgeglichenheit. Hektik war für ihn ein Fremdwort und er hatte bei Problemen immer eine Lösung parat. Martina Schlegel: „Einmal erkrankte für eine Schülervorstellung von Romeo und Julia der Schauspieler, der einen der Väter spielte. Den Vorschlag, die Vorstellung ausfallen zu lassen, lehnte Herr Moniac kategorisch ab. Stattdessen schnappte er sich ein Textbuch, ging auf die Bühne und las die Passagen vor.“
So prägte und formte Goswin Moniac 13 Jahre das „neue“ TdA. Er hätte sicherlich noch weitergemacht, aber der ständige Streit um das Geld und massive Sparmaßnahmen brachten ihn 2004 zu der Entscheidung, als Intendant zurückzutreten. Untätig aber blieb er nicht: Er inszenierte in Russland oder kitzelte aus den Amateuren des Gladigauer Dorftheaters Höchstleistungen heraus.
„Seien Sie wachsam“, forderte Goswin Maniac das Publikum auf, „was wir heute erleben, habe ich schon einmal erlebt…“
Voller Dankbarkeit und Respekt umarmen sich Dorotty Szalma und Goswin Moniac.©T.Pfundtner
Stehende Ovationen für das neue Ehrenmitglied.©T.Pfundtner
„Goswin Moniac hat mich während meiner Vorbereitungszeit für die Intendanz am Theater der Altmark mit seiner Erfahrung und seinem Wissen unterstützt. Dabei ist er, der erfahrene Theatermacher und Intendant a.D., mir, zu diesem Zeitpunkt noch neu auf dem Feld der Theaterleitung, immer auf Augenhöhe begegnet. Er ist mir als kluger Ratgeber und als neugieriger Zuschauer bei den Vorstellungen in bester Erinnerung. Im August 2023 wurde er Ehrenmitglied des TdA. Sein Verdienst für das Theaterleben, für die Kultur in der Altmark und darüber hinaus, ist unermesslich“, gedenkt Wolf E. Rahlfs des Intendanten Moniac.
Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des TdA im August vergangenen Jahres war auch der letzte große Auftritt dieses großartigen, aber auch kritischen Menschens. Dort hierließ er auch sein persönliches Vermächtnis: „Seien Sie wachsam“, forderte er das Publikum auf, „was wir heute erleben, habe ich schon einmal erlebt…“ Jetzt hat Goswin Moniac der Weltbühne Adé gesagt. Sein Wirken und Werken aber wird bleiben und noch lange nachhaltig wirken.
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