Vier Stunden Theater und Preise
Im vollbesetzten Saal waren die Erwartungen hoch und die Begeisterung groß. Gespannt wartete das Publikum darauf, dass sich der rote Vorhang endlich wieder öffnete. © T. Pfundtner
Die glanzvolle Neu-Eröffnung des TdA und die Verleihung der Kulturpreise begeisterten das Publikum.
Dieser Bericht erschien in der Altmark Zeitung, Ausgabe für den Landkreis Stendal im Lokalteil für Stendal am Montag, 28. August 2023 unter der Überschrift: Theater glanzvoll neu eröffnet - Kulturpreis: Gruppe für Engagement um Roland-Kunstwerk geehrt.
Der Domchor Stendal stimmt das Publikum mit seinem mehrstimmigen Gesang vom Rang aus
auf den zweiten Teil des Abends ein.©T.Pfundtner
Der inklusive Chor „Jeder ist anders“ wurde mit dem Kulturförderpreis 2023 der Stadt ausgezeichnet. Dafür gab es Rosen von Laudator Rico Goroncy.©T.Pfundtner
Stendal – Was für ein Fest! Was für eine Gala. Nach vier Jahren Bauarbeiten öffnete sich zum ersten Mal wieder der rote Samtvorhang im großen Saal. Mit einer opulenten Gala, die mit der Verleihung der Kulturpreise der Stadt Stendal verbunden wurde, feierte das Theater der Altmark mit gut 700 Gästen die Wiedereröffnung. Seit Ende 2019 war das Haus geschlossen – komplette energetische Sanierung. Doch immer wieder traten kleine oder große Probleme auf, die eine schnelle Rückkehr ins Theater verhinderten. An diesem Abend standen – neben dem Theater und der kommenden Spielzeit – die Gewinner des Kulturförderpreises und der Kulturpreise der Hansestadt mit im Mittelpunkt des Geschehens. Begleitet von den Mitteldeutschen Kammerphilharmonikern begann der Abend. Mit einer emotionalen Rede der neuen Intendantin, Dorotty Szalma, wurde das Publikum auf die Gala und die Preisverleihungen eingestimmt. Landrat Patrick Puhlmann (SPD) und Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) begrüßten ebenfalls das Publikum und erinnerten noch einmal daran, „dass dieses historische Gebäude nun endlich wieder bespielt werden kann.“
Anschließend eröffnete Rico Goroncy, Vorsitzender des Kulturausschusses die Kulturpreis-Verleihungen. Er hielt im Auftrag der Jury die Laudatio auf den inklusiven Chor „Jeder ist anders“, der mit dem gleichnamigen Song eine Hymne für Gleichberechtigung und Toleranz sang.
Preise gab es für Claudia Tost und Christiane Eichenberg
Puppen- und Schauspielerin Claudia Trost erhielt den dritten Kulturpreis 2023.
Oberbürgermeister Bastian Sieler übergibt Christiane Eichenberg die Urkunde für den2. Kulturpreis.©T.Pfundtner
Die Projektgruppe „Kunst im öffentlichen Raum" erhielt für ihr Engagement bei Roland 1525 den 1. Kulturpreis 2023 der Hansestadt.© T.Pfundtner
Es folgte Intendantin Dorotty Szalma, die die Puppen- und Schauspielerin Claudia Tost für den 3. Kulturpreis würdigte. „Sie bereichert nicht nur das Theater, sondern ist auch ehrenamtlich in der Altmark unterwegs und begeistert unter anderem mit ihrer theaterpädagogischen Arbeit junge Talente, auch den Mut zu haben, sich dem Theater zu nähern.“
Mit dem 2. Kulturpreis wurde Christiane Eichenberg für „ihr schier unbegrenztes kirchenmusikalisches Engagement in der evangelischen Stadt und ihre pädagogische Arbeit“ ausgezeichnet. Nach der Laudatio auf sie, die Ralf-Egbert Bauditz, Gemeindekirchenrat des evangelischen Kirchspiels Stendal Süd-West hielt, trat die Preisträgerin ans Mikrofon. Sie bedankte sich sehr für die Auszeichnung, merkte aber an, dass sie nur ein kleiner Stern am großen Kulturhimmel der Hansestadt sei.
Mit Charme und Witz führte der neue Stellvertreter der TdA-Intendantin, Roman Kupisch, durch den Verleihungs-Abend, der von den Mitteldeutschen Kammerphilharmonikern sowie Szenen aus der neuen Spielzeit zu einer unterhaltsamen Einheit verbunden wurde. Vor der Verleihung des 1. Kulturpreises schickte er alle Gäste in die wohlverdiente Pause, „denn danach würde es noch einige Stunden dauern.“
Kurz nach der Erfrischungspause lüftete Oberbürgermeister Bastian Sieler das Geheimnis um den diesjährigen Kulturpreisträger: „Ich bitte die Projektgruppe „Kunst im öffentlichen Raum“ auf die Bühne.“ Das Team – Gabriele Bark, Simone Habendorf, Michael Hentschel, Rüdiger Laleike, Hendrik Schiebeck, Jutta Schulz – um den ehemaligen Stadtmusikdirektor und Ideengeber für diese Initiative, Michael Hentschel erhielt den ersten Kulturpreis der Stadt Stendal „für die Initiative für die Bronzeskulputur „Roland 1525“. Dabei wurde besonders ihre künstlerische und organisatorische Begleitung, von der Entstehung dieses Werkes des Rostocker Bildhauers Wolfgang Friedrich bis zur endgültigen Installation vor dem Altmärkischen Museum gewürdigt.
Als Abschluss mahnende Worte von Ex-Intendant Goswin Moniac
Am Schluss hielt der frühere Intendant Goswin Moniac eine bewegende Rede, für die stehende Ovationen erhielt.©T.Pfundtner
Dann, als alle Anwesenden dachten, nun ginge die Gala zu Ende, betrat noch einmal Dorotty Szalma die Bühne und begrüßte die TdA-Intendantin-Legende Goswin Moniac, der das Haus viele Jahre leitete und sich oft mit der Politik anlegte, um seine Ideen durchzusetzen. Er wurde von seiner Frau, der Schauspielerin Ingrid Birkholz begleitet. Dorotty Szalma erklärte, dass über Goswin Moniac nach wie vor jeden Tag im Theater lobend und respektvoll gesprochen werde. Seine Inszenierungen, Ideen und seine konsequente Haltung hätten ihn zu einer Stendaler Legende gemacht. Der 82-jährige Ex-Intendant war sichtlich gerührt und bedankte sich dafür, dass er nicht vergessen sei. Aber er hatte auch eine Mahnung im Gepäck: „Seien Sie wachsam“, forderte er das Publikum auf, „was wir heute erleben, habe ich schon einmal erlebt. Deshalb kann ich nur sagen, seien Sie aufmerksam und wachsam.“ Mit donnerndem Applaus des Publikums wurden er, das Theaterensemble und alle Preisträger noch einmal gewürdigt. So fanden die über vierstündige Gala und die Kulturpreis-Verleihung ein würdiges Ende. Und dann ging der rote Vorhang endgültig zu – zumindest für diesen Abend.